Kleiner Blick auf die Drucktechniken und Arten von Ansichtskarten

Schauen wir uns zunächst die häufigsten Drucktechniken an. Die ersten Ansichtskarten wurden meist als Lithographien (kurz: Litho) hergestellt. Die Lithographie ist das älteste Flachdruckverfahren und wurde besonders im 19. Jahrhundert für schwarz-weiße und farbige Drucke aller Art verwendet. Diese Technik ermöglicht größere Auflagen. Grundsätzlich wird mit einer Nadel in den Kalkstein ein seitenverkehrtes Bild eingeritzt. In diesen Ritzen befindet sich die Druckerfarbe, die dann unter hohem Druck auf den Papierträger übertragen wird. Damit die Farbe nicht auf den Stellen anhaftet, die später weiß bleiben sollen, wird zuvor eine wasserabweisende Schicht aufgetragen.

Hier sehen Sie eine Rarität, einen Original-Stein zum Drucken. Er wiegt 5 Kilo und hat die Maße: 28 cm breit, 20 cm hoch und 3,5 cm stark. Bei diesem Stein konnte in einem Arbeitsgang ein Papier mit zwei Ansichten bedruckt werden. Nach dem Drucken wurden die Ansichtskarten immer passend geschnitten.

Bei genauem Hinsehen kann man im Druckstein auch den spiegelverkehrt aufgebrachten Namen des Verlages erkennen: Es ist der Verlag W. Hagelberg aus Berlin.

Wie es der Zufall will, gibt es in der Sammlung auch eine Ansichtskarte desselben Motivs, die in kleinen Punkten von dem Lithostein abweicht, also aus einer früheren oder späteren Auflage stammt:

Die kolorierten Lithografien gibt es in zwei Ausprägungen: Einerseits als handkolorierte Lithografien, bei denen nach dem Druck einzelne Partien mit der Hand farblich nachlasiert wurden und andererseits Drucke, bei denen für jede Farbe ein zusätzlicher Druckvorgang vorgenommen werden musste. Gelegentlich sieht man das besonders daran, dass die einzelnen Druckvorgänge nicht passgenau übereinander gelegt wurden.
Diese Karte ist ein schönes Beispiel für eine in mehreren Druckvorgängen kolorierte Lithographie:

Eine Besonderheit unter den Lithografien sind die sogenannten Mondscheinlithografien wie z.B. diese Ansicht (rechts) des Fährhauses im Park Babelsberg. Das Papier der Mondscheinlithografien ist oft blassblau oder grau, um der nächtlichen Szenerie die richtige Stimmung zu verleihen. Der Mond ist erst im Fotolabor hinzugekommen, wie man an einer weiteren Karte erkennen kann, die auf derselben Aufnahme beruht.

Das Format der Ansichtskarten beträgt bis zum Jahr 1918
3,5 inch x 5,5 inch = 8,9 cm x 14 cm.
Ab dem Jahr 1918 ist das Format etwas größer mit
4 inch x 6 inch = 10,2 cm x 15,2 cm.

Die Stereoansichtskarten zeigen ein- und dasselbe Motiv von einem dem Augenabstand entsprechenden unterschiedlichen Aufnahmeort. Beim Blick durch einen zweilinsigen Betrachter wird eine räumliche Tiefenwirkung erzeugt:

Der Kupfertiefdruck ähnelt der Lithografie mit dem Unterschied, dass Kupfer das Trägermaterial darstellt. Kupfer lässt sich auf mechanische und chemische Weise für den Druck verändern und erlaubt hohe Druckauflagen. Über viele Jahrhunderte wurde Kupfertafeln gestochen ('Kupferstiche'). Bei den Ansichtskarten wurden insbesondere in den 1920er Jahren viele Karten mittels Kupferplatten gedruckt, wie z. B. diese Karte:

Etwas seltener sind die sogenannten "Halt gegen das Licht"-Ansichtskarten. Diese bestehen aus bis zu drei Schichten Papier. Die Ansichtsseite ist an einigen Stellen ausgeschnitten oder ausgestanzt, damit dort das Licht von hinten durchscheinen kann. Schauen wir uns ein- und dieselbe Ansichtskarte einmal mit Licht von vorne ...

... und mit Licht von hinten an. Das wirkt doch romantisch ...

Liebevoll gestaltet sind auch die mechanischen Karten. Bei dieser kann man auf einer drehbaren Scheibe einzelne Potsdamer Ansichten anzeigen:

Radierungen werden meist durch Stahlnadelritzungen in Kupferplatten hergestellt - eine gerne von Künstlern verwendete Drucktechnik. Diese Karte mit der Ansicht der chemischen Fabrik E. Taeschner aus der Behlertstraße hat zwar das Format einer Ansichtskarte, aber keine AK-Einteilung. Es ist möglich, dass diese Karte nicht für den Versand vorgesehen war.

Die Prägekarten weisen Ornamente bzw. Rahmenelemente auf, die mittels spezieller Verfahren im letzten Herstellungsgang eine reliefartige Struktur ergeben.

Die Fotokarten - wie hier die des Hofphotographen Ernst Eichgrün (rechts unten ist der Prägestempel zu sehen) - sind letztlich Fotopositive, auf denen rückseitig eine AK-Einteilung aufgedruckt wurde.

Auf dieser Karte wurde vermerkt, dass es sich um ein Fotoaquarell handelt. Was sich hinter dieser Technik verbirgt, konnte ich noch nicht in Erfahrung bringen.

Beim Rotations-Tiefdruck befindet sich der Druckträger in Form einer verchromten Platte auf einer Stahlwalze.

Farbfotoansichtskarten tauchen Ende der 1930er Jahre auf. Diese Karte wurde am 23.06.1939 gestempelt und zeigt ein schönes Gemälde von Otto Heinrich ("Kanal-Otto").